Solo-Ausstellung HUMAN - NATURE
Aus der Kunstgeschichte ist die Landschaftsmalerei nicht wegzudenken – das gilt für die westliche Kunst seit der Renaissance, und es gilt vielleicht noch mehr für die Kunst Chinas und Japans. Verwandelten die Maler der Romantik die Natur in ein irdisches Paradies, einen Ort purer ästhetischer Andacht, so haben der zerstörerische Umgang des Menschen mit unserem Planeten und vor allem der Klimawandel tiefgreifende Spuren der Trauer und Traumata in der zeitgenössischen Kunst hinterlassen.
Von der Sorge um die Natur und das Leben zeugt auch Klára Némethys Kunst – freilich subtil, ohne den Holzhammer als Malwerkzeug einzusetzen. Plakative Bildbotschaften passen nicht zu ihrer Malerei, der etwas Lyrisches, Meditatives, teils auch Melancholisches anhaftet. Mensch und Natur bilden in etlichen ihrer Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen eine organische Einheit, scheinen manchmal sogar miteinander zu verschmelzen.
„Eine Beziehung des Gebens und Nehmens“, so bringt Klára Némethy diese Symbiose auf den Punkt. Das Motto wählte die Berliner Künstlerin als Untertitel für ihre Ausstellung „HUMAN – NATURE“, kuratiert von der Kunstwissenschaftlerin Dr. Beatrice Miersch. In einer leerstehenden Gründerzeitvilla in Zehlendorf zeigt Némethy einen Querschnitt ihres Schaffens, der von 2018 bis zur Gegenwart reicht. Eine Werkübersicht aus einem Guss – obwohl Kontraste mit Bedacht aufeinandertreffen: Hier die pure Idylle, verschlungene Bäume, liebliche Blumen, eine Lichtung, ein See, Menschen, die als Akteure ins Naturschauspiel einbezogen sind, ohne sich aufzudrängen. Dort das Aufscheinen der garstigen Realität, vergegenwärtigt etwa durch die Abholzung der Wälder im Amazonas oder das Jahrhundert-Hochwasser von 2021 im Ahrtal.
Durch die jüngsten verheerenden Überschwemmungen vor allem in Süddeutschland sind solche Horrorszenarien wohl jedem frisch im Gedächtnis. Doch Klára Némethys Ausstellung prangert nicht an, will nicht schocken, sondern einen Reflexionsprozess in Gang setzen. Ihr geht es um eine neue Dynamik im Umgang mit der Natur. Sie fragt: „Was geben wir, was bekommen wir? Was gibt uns die Natur, was bekommt die Natur von uns?“